Von der Torte zum Linolschnitt: Konditormeisterin Natalie Harken stellt Grafiken aus


Kreativ ist Natalie Harken unbestritten. Ihre künstlerische Energie hat die Bassenheimerin zunächst in ihren Beruf investiert und ist begeisterte Konditormeisterin. Ein Kunstcamp öffnete der Bassenheimerin vor fünf Jahren den Weg in eine ganz andere gestalterische Welt: Holzschnitt. Seitdem ist Natalie Harken dem Linoldruck verfallen. Im Rahmen der Reihe „Kunst im Foyer“ zeigt die Künstlerin im Foyer des Rathauses der Verbandsgemeinde Weißenthurm erstmals ihre Arbeiten. Noch bis 4. September 2024 sind die Bilder zu den Öffnungszeiten der Verwaltung zu sehen. Und nicht nur das.

Der Ausstellungstitel „Inspiration und ihre Spuren“ ist für Natalie Harken Programm. Mit ihren Motiven möchte die 31-Jährige nicht nur etwas Schönes darstellen. „Mein Ziel ist es, die Betrachterin oder den Betrachter mitzunehmen und im Alltag positiv zu begleiten“, erläutert die Künstlerin. Es gehe darum, sich selber Mut zu machen, eine lebensbejahende Einstellung zu unterstützen. Ein Beispiel: Ein dreiteiliges Werk mit den Sätzen „Ich bin mutig“, „Ich bin stark“ und „Ich bin gut“. „Wenn ich das jeden Tag im Flur sehe und lese, verinnerliche ich das und habe einen entsprechenden Effekt“, ist Harken überzeugt. Dabei hat die junge Mutter besonders Frauen im Blick. Diese Inspiration, die von ihren Werken ausgeht, soll nicht nur einen kurzen Moment bei der Betrachtung aufflackern, sondern Spuren hinterlassen, „denn nur dann ist sie echt“, sagt Harken.

Diese Nachhaltigkeit ist es, die Natalie Harken am Linoldruck fasziniert. Anders als bei der Gestaltung einer Torte nach den Wünschen der Kunden lebt sie sich beim Linoldruck selber künstlerisch aus, kann sich Zeit lassen, ein Projekt beginnen und später fortsetzen. Das Schnitzen selbst begeistert Harken, die mit Materialien experimentiert und entsprechend dem Motiv Linoleum oder einen Verbundkunststoff zum Schnitzen verwendet. Unterschiedliche Werkzeuge und ungebleichtes Hanf- oder Bambuspapier sind die Grundlage für ihre Kunstwerke. Um drucken zu können, muss Natalie Harken alles spiegelbildlich schnitzen – eine Herausforderung insbesondere bei den Schriften. Ihr Herzensstück ist eine Weinranke, inspiriert von ihrem vorübergehenden Wohnort Kattenes an der Mosel. Rund 30 Stunden hat Harken dafür gebraucht, „aber den geschnitzten Druckstock aller Motive kann ich ja mehrfach nutzen“, betont sie. Auch das ein Beitrag zur Nachhaltigkeit ihrer Kunst, die auch ein Ausgleich zu Beruf und Familie ist.  Eine solche Auszeit auch anderen Eltern anzubieten, ist eine der Ideen, die Natalie Harken mit sich trägt: „Ich kann mir vorstellen, eventuell Workshops anzubieten.“ Für Linoldruck müsse man „nicht groß kreativ“ sein und in der Gruppe sei dank der entstehenden Dynamik noch einmal ein künstlerischer Schub vorstellbar. „Ich durfte den Junggesellinnen-Abschied einer Freundin begleiten, der sich toll entwickelte“, erinnert sich Harken, die ihre Bilder auch auf Instagram präsentiert.

Einstweilen sind alle Besucherinnen und Besucher der VG Weißenthurm eingeladen, in der Ausstellung einen „Schritt aus dem Alltag“ zu tun. Einige von Harkens Bildern sind mit einem kurzen Text und Stickern versehen, mit denen das Publikum Eindrücke und Favoriten wählen kann. „Ich möchte etwas loskitzeln, wenn sich die Menschen mit meiner Kunst auseinandersetzen“, sagt sie.

Noch bis 4. September 2024 ist „Inspiration und ihre Spuren“ zu den Öffnungszeiten des Rathauses im Foyer zu sehen.