Aus der bisherigen Hausarztpraxis Dr. Oden wird Praxis Al-Nasiri: Nach fast drei Jahrzehnten als Allgemeinmediziner in Kettig geht Jürgen Oden in den Ruhestand. Mit Unterstützung der Verbandsgemeinde Weißenthurm hat der 64-Jährige einen Nachfolger gefunden. Ab 1. April 2023 wird Firas Al-Nasiri die Praxis übernehmen.
Ein bisschen kennengelernt hat der zukünftige Kettiger Allgemeinmediziner Praxis, Mitarbeiterinnen sowie Patientinnen und Patienten bereits. Seit 1. Februar schaut der gebürtige Iraker Jürgen Oden über die Schulter. Beide Ärzte sind froh, dass die Übernahme stattfinden kann. „Drei Jahre hatte ich einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht, aber leider erfolglos“, schilderte Dr. Oden. Der Urmitzer, der sein Medizinstudium in Mainz absolvierte und seit genau 30 Jahren Facharzt für Allgemeinmedizin ist, übernahm 1994 gemeinsam mit Dr. Maisey die Praxis Dr. Bender in Kettig. 2004 bezog die Gemeinschaftspraxis die neuen Räume in der Bachstraße. Dort praktizierte Jürgen Oden nach dem Ausscheiden Maiseys ab 2009 alleine weiter. „Nach dem 60. Geburtstag habe ich begonnen, mich um die Praxisnachfolge zu kümmern, da zu erwarten war, dass es eine langwierige Suche werden wird“, berichtete Dr. Oden. Doch Anzeigen über die Kassenärztliche Vereinigung blieben ohne Wirkung: Erst als der Kettiger Ortsbürgermeister Peter Moskopp und die Wirtschaftsförderin der Verbandsgemeinde (VG) Weißenthurm, Kim Lachmann, sich der Suche annahmen, kam Bewegung in die Sache.
Im Juli 2022 übernahmen zwei Medizinerinnen und ein Mediziner eine Hausarztpraxis in Weißenthurm. Unterstützung bekamen sie dabei von der VG. Lachmann begleitete die Übernahme. Seit 2020 fördert die Verwaltung Praxisübernahmen und Ansiedelungen von Ärzten in der VG, um die flächendeckende, medizinische Versorgung sicherzustellen. Das zunächst nur auf Hausärzte bezogene Programm erweiterte die VG 2021 auf Fachärzte und stellt jährlich 80.000 Euro zur Verfügung. „Die Praxisübernahme in Weißenthurm war bereits geregelt, als Firas Al-Nasiri sein Interesse bekundete, ebenfalls in der VG praktizieren zu wollen“, erläuterte die Wirtschaftsförderin. Sie stellte den Kontakt zu Jürgen Oden her, von dessen Nachfolgesuche sie wusste. „Ohne Kim Lachmann hätte die Übergabe nicht geklappt“, betonte Dr. Oden bei einem Treffen in den Praxisräumen.
Aus dem VG-Förderprogramm zur ärztlichen Versorgung bekommt nun der neue Inhaber 20.000 Euro für die Übernahme der Praxis. Investiert hat Al-Nasiri bislang in die Anschaffung eines modernen Ultraschall-Gerätes. Außerdem steht die Erneuerung der digitalen Ausstattung an, für die es auch finanzielle Unterstützung aus der Verwaltung gibt. „Es war schon immer mein Traum, eine eigene Praxis zu führen“, betonte Al-Nasiri. Der Mediziner, der seit 2016 in Deutschland praktiziert, hatte seine Suche auf den Großraum Koblenz-Bonn konzentriert, wo er sich heimisch fühlt und viele Freunde hat. „Der Kontakt zu Dr. Oden war ein Glücksfall, seine Vorstellungen decken sich weitgehend mit meinen, wir arbeiten seit Februar in gutem Einvernehmen und sehr kollegial miteinander“, erklärte der 47-Jährige, der mit seiner Frau in Mülheim-Kärlich wohnt. Dank der Förderung könne er nun seinen Traum verwirklichen. „Ich freue mich darauf, die Patientinnen und Patienten in Kettig hausärztlich zu begleiten und zu versorgen“, sagte Al-Nasiri. Ihm zur Seite steht weiterhin das Praxisteam, dem Oden ausdrücklich für die „kompetente, zuverlässige und langjährige Zusammenarbeit“ dankte. Petra Zils-Brunetzki und Heike Culino sind seit über 20 Jahren in der Hausarztpraxis tätig und werden seit 2022 von ihren Kolleginnen Heike Heinrich und Alexandra Hommer unterstützt.
Dass die Zukunft der Hausarztpraxis in Kettig gesichert ist, freut auch Jennifer Reski. Die Erste Beigeordnete vertrat Ortsbürgermeister Peter Moskopp und betonte, wie wichtig es für die Ortsgemeinde sei, dass die Bürgerinnen und Bürger einen Mediziner vor Ort haben.
Für Jürgen Oden endet mit dem 1. April 2023 seine ärztliche Tätigkeit nicht völlig. Er wird seinen Nachfolger in der Kettiger Praxis beim Einstieg weiter unterstützen, außerdem in der ärztlichen Bereitschaftszentrale Andernach mitwirken und Praxisvertretungen übernehmen. Aber auch Reisen und Wandern stehen auf der Liste der Ruhestands-Aktivitäten.