Café für alle: Tante Miesche will Kettigs Treffpunkt werden


Viel mehr als ein klassisches Kaffeehaus will das Café Tante Miesche in Kettig sein. Im Herzen der Ortsgemeinde hat die Förder- und Wohnstätten gGmbH (FWS) ein gemütlich-liebevoll ausgestattetes Gastro-Juwel geschaffen, in dem seit einem Jahr Köstlichkeiten serviert werden. Aber das Konzept geht weit darüber hinaus. Bei einem Besuch der Wirtschaftsförderung der Verbandsgemeinde Weißenthurm mit Ortsbürgermeister Peter Moskopp in den historischen Räumen zieht FWS-Geschäftsführerin Iris Schubert eine erste Zwischenbilanz und stellt die besondere Idee hinter dem Café vor.

Wohlfühlambiente herrscht in dem kleinen Gastro-Betrieb, der Atmosphäre atmet und mit seiner individuell-charmanten Ausstattung besticht. Mit viel Liebe zum Detail hat die FWS das Café vor einem Jahr ausgestattet und dem vorherigen Leerstand ein Ende bereitet. „Gastro ist nicht unsere Kernkompetenz als Leistungsanbieter für Menschen mit Behinderung, aber die Idee der Teilhabe lässt sich auch hier umsetzen“, erklärt Schubert. Die FWS sei größter Arbeitgeber in Kettig und im Ort seit der Eröffnung vor 20 Jahren so gut aufgenommen worden, dass „wir uns den Menschen hier verpflichtet fühlen und etwas zurückgeben wollen“, so die Geschäftsführerin. Das Konzept für das Café Tante Miesche steht daher auf zwei Beinen: Zum einen bietet die Mitarbeit den Klientinnen und Klienten der FWS eine sinnvolle ehrenamtliche Arbeit. Die Menschen mit Behinderung arbeiten ehrenamtlich im normalen Café-Betrieb mit, den mit Nilgün Göcer eine Restaurantfachfrau betreut. Unterstützt wird die 50-Jährige, die das Café Tante Miesche schon einmal gepachtet hatte, von Florian Hemb und drei weiteren Aushilfen. Außerdem könnten zukünftig auch Beschäftigte aus umliegenden Werkstätten für behinderte Menschen hier ein Praktikum absolvieren bzw. ehrenamtlich helfen. Das Café ist barrierefrei, es gibt eine rollstuhlgerechte Toilette. „Die Zusammenarbeit mit den beeinträchtigten Kolleginnen und Kollegen braucht besondere Aufmerksamkeit“, schildert Nilgün Göcer. So ist es für sehbeeinträchtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beispielsweise entscheidend, dass Ordnung strikt eingehalten wird: „Wenn das stille Wasser plötzlich nicht mehr links steht, bekommt der Gast die falsche Sorte.“  Doch dank viel Kommunikation im Team und technischer Hilfsmittel wie einem Piepser, der anzeigt, wie voll die Kaffeetasse ist, gelingt der Service. Den Café-Betrieb ergänzen kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen. Außerdem sind mit Herz und Hand gefertigte Artikel aus der FWS-Werkstatt und der Tagesförderstätte im Angebot: Bilder, Vasen, Pflanztöpfe und vieles mehr, die das Café zieren und mit einem Preisschild versehen sind, können gekauft werden.

Die zweite Säule des inklusiven Konzepts betrifft Kettiger Vereine, Organisationen und Privatpersonen, die sich einbringen können. Das Café Tante Miesche bietet Platz für Feste und Veranstaltungen, bei Bedarf mit Personal oder Catering. „Vorstellbar wäre aber auch, dass das gemütliche Glas Wein statt im heimischen Wohnzimmer hier serviert wird, oder sich die Familie nachmittags trifft“, erläutert Schubert. Für die Kleinen steht eine Spielecke bereit. Neben dem eigentlichen Café gibt es im sogenannten Backes einen separaten Raum mit Platz für 12 Personen. In der ehemaligen Backstube der einst im Haus untergebrachten Bäckerei ist noch der Original-Ofen mit gusseisernen Klappen zu sehen. Besonders lauschig:  Der Innenhof, der zusätzlich zu den zwei Tischchen auf dem Balkon vor dem Haus zum Draußen-Genuss einlädt. „Unser Ziel ist, Ehrenamtler zu gewinnen, die das Café am Wochenende auch am Abend betreiben“, sagt Schubert. Gerade bei Wanderern, die den Kettiger Einstieg in den Traumpfad Streuobstwiesenweg nutzen, und bei Radlern ist ein Stopp im Café Tante Miesche beliebt. „Es ist einfach eine schöne Sache, mitten im Ort keinen Leerstand, sondern ein gemütliches Angebot für Einheimische wie Gäste zu haben“, betont der Kettiger Ortsbürgermeister Peter Moskopp. Wirkung und Rückmeldungen seien durchweg positiv. Auch für die gesamte Verbandsgemeinde Weißenthurm ist das Café eine Bereicherung: „Das inklusive Konzept ist einzigartig in der Region, bringt viele Aspekte zusammen und ist eine tolle Ergänzung zu den vorhandenen Gastro-Angeboten“, betont VG-Wirtschaftsförderin Kim Lachmann.

Wer Interesse an Nutzung des oder Mitarbeit im Café Tante Miesche hat, kann sich an FWS-Geschäftsführerin Iris Schubert wenden telefonisch unter 02637 / 94350 oder per Mail an iris.schubert@fws-kettig.de