Es war eine ganz besondere Amtszeit, die Selina Schmehl als Kettiger Holunderkönigin Selina I. erlebte. Als Nachfolgerin der ersten Holunderkönigin überhaupt, Andrea I., blieb Selina I. doppelt so lange gekrönte Botschafterin ihres Heimatortes als vorgesehen. Grund war die Corona-Pandemie. Zuvor hatte die Blondine als Prinzessin bereits erste Erfahrungen im royalen Dasein sammeln können. Jetzt steht die Abkrönung von Selina I. an, eine Nachfolgerin für das repräsentative Amt steht bereit.
Auf die Idee, unter die Holundermajestäten zu gehen, hat Selina Schmehl der Kettiger Ortsbürgermeister Peter Moskopp gebracht. Die damalige Schülerin der Koblenzer St. Franziskus Realschule plus ließ sich schnell überzeugen, dass es eine große Chance wäre, zunächst Prinzessin bei Holunderkönigin Andrea I. zu werden. Zur 1100-Jahr-Feier des Ortes hatte Kettig 2015 zum ersten Mal eine solche Majestät gekrönt. „Die Überlegung war, der Königin ein Jahr eine Prinzessin an die Seite zu stellen, die dann ihrerseits Holunderkönigin wird“, berichtet Selina Schmehl. Die Teenagerin stimmt zu, begleitet Andrea I. als Holunderprinzessin und übernimmt 2018 selbst das repräsentative Amt. „Holunderprinzessin und -königin zu werden, ist schon etwas Besonderes, ein Ehrenamt hatte ich zuvor auch noch nicht und mir gefiel die Vorstellung, meinen Heimatort und die Verbandsgemeinde zu repräsentieren“, erläutert Selina ihre Motivation, in royale Dienste zu treten. Kenntnisse über den Holunder, seine vitaminreichen, gesunden Beeren und die Produkte, die man daraus herstellen kann, eignete sie sich mit Hilfe von Fachleuten aus Kettiger landwirtschaftlichen Betrieben an, darunter ihre Vorgängerin. Selinas Favorit: das Getränk Hugo mit Holundersirup.
Sie begleitet Andrea I. auf viele, auch überregionale Veranstaltungen, sammelt Erfahrungen. „Vor meiner Krönung war ich echt aufgeregt, es stand ja auch meine erste Rede an“, erinnert sich die heute 22-Jährige. Aber alles klappt, die Feier am 19. Mai 2018 wird ein voller Erfolg. Begeistert nimmt Selina I. ihre Aufgaben wahr, ist viel unterwegs. Höhepunkte für die frisch gekrönte Holunderkönigin sind der Blumenkorso in Bad Ems, der Rheinland-Pfalz-Tag in Worms und die Bundesgartenschau in Heilbronn. „Die Kinder waren immer so hingerissen und für mich völlig überraschend gab es so viele Erwachsene, die richtig auf der Jagd nach Autogrammkarten und Fotos waren“, schildert Selina. Im Laufe ihrer Amtszeit ist die Kettigerin offener, kontaktfreudiger und redegewandter geworden. Vor vielen Menschen zu sprechen, spontan auf Fragen zu reagieren und mit Leuten ins Gespräch zu kommen fällt ihr heute nicht mehr schwer. „Als Holunderkönigin habe ich mich positiv weiterentwickelt und viele tolle Erfahrungen gemacht, die nicht jeder für sich in Anspruch nehmen kann“, sagt Selina Schmehl und betont, dass sie Spaß daran hatte, sich zu engagieren und bereit war, viel Freizeit dem Ehrenamt zu opfern.
Dem konnte auch die erzwungene Corona-Pause keinen Abbruch tun. Als wegen der Beschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie alle Veranstaltungen abgesagt werden, kommt Selina I. der Bitte von Orts- und Verbandsgemeinde nach, weiter im Amt zu bleiben. Inzwischen hat sie eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin bei der Förder- und Wohnstätten GmbH in ihrem Heimatort begonnen. Die eigentlich bevorstehende Abkrönung wird nicht nur 2020, sondern auch 2021 verschoben. Die Amtszeit der zweiten Kettiger Holunderkönigin verdoppelt sich so von zwei auf vier Jahre. „Wir sind froh, mit Selina Schmehl eine kompetente und überzeugende Botschafterin für Kettig und die Verbandsgemeinde Weißenthurm gewonnen zu haben, die dem Amt über die schwierige Coronazeit hinweg treu geblieben ist“, betont Kettigs Ortsbürgermeister Peter Moskopp.
Jetzt ist es Zeit für eine Nachfolgerin, die in einem majestätischen Festakt im Rahmen des Hof- und Scheunenfestes, das der MGV Kettig am 18. Juni 2022 veranstaltet, die Krone von Selina I. übernehmen wird. Noch ist nicht öffentlich bekannt, wer die neue Holunderkönigin sein wird. Ihre Vorgängerin empfiehlt: „Spaß haben und alles mitnehmen, was geht.“