Emotionale Feier in der Kurfürstenhalle: Klaudia Heck-Ritter verabschiedet


Es war eine emotionale Angelegenheit: Die Verabschiedung der ersten Schulleiterin des Mittelrhein-Gymnasiums in Mülheim-Kärlich machte Ansehen und Wertschätzung deutlich, die sich Klaudia Heck-Ritter dort erworben hat. Von Visionen und Pionierarbeit der Oberstudiendirektorin war die Rede, von Offenheit und Augenhöhe – und vom Lachen.

Heck-Ritter war maßgeblich daran beteiligt, aus der ursprünglich als Außenstelle des Bendorfer Wilhelm-Remy-Gymnasiums eröffneten Schule eine eigenständige Einrichtung zu machen, die heute aus der Schullandschaft der Region nicht mehr wegzudenken ist und sich als einziges Gymnasium in Rheinland-Pfalz in der Trägerschaft einer Verbandsgemeinde befindet.

Die Rührung war spürbar, als Klaudia Heck-Ritter am Ende einer emotionalen Feier allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft dankte. Ihre vorbereitete Rede ließ die scheidende Schulleiterin, die in den Ruhestand gehen, unbeachtet. „Ihr wart toll“, sagte sie in Richtung Kollegium, Schülerinnen und Schüler, Hausmeister, Sekretärinnen, VG und ADD. „Ich gehe mit Stolz“, betonte Heck-Ritter. Und das mit Recht, zeigten die Grußworte. Denn als 2007 die Idee entstand, ein eigenes Gymnasium in der Verbandsgemeinde (VG) Weißenthurm einzurichten, war nicht absehbar, ob und wie eine Umsetzung möglich wäre. 2009 eröffnete eine Außenstelle des Bendorfer Wilhelm-Remy-Gymnasiums mit vier Lehrkräften und 84 Schülerinnen und Schülern in Mülheim-Kärlich. Seit 2012 ist das Mittelrhein-Gymnasium eine eigenständige Schule in Trägerschaft der VG, die der Landkreis Mayen-Koblenz finanziell unterstützt. Heute unterrichten 65 Lehrerinnen und Lehrer 767 Schülerinnen und Schüler. „Die Pionierin dieser Schule verlässt die Einrichtung, eine Wegbereiterin, die als Frau der ersten Stunde das Gymnasium mit aufgebaut und maßgeblich geprägt hat“, betonte der Bürgermeister der VG Weißenthurm, Thomas Przybylla und verwies auf die vielen Herausforderungen, denen sich Heck-Ritter mit „großer Kompetenz und Souveränität, viel Kreativität und einer Extraportion Flexibilität“ gestellt habe. Exemplarisch nannte Przybylla den bereits 2014 erforderlichen Anbau, aber auch die Corona-Pandemie und die Digitalisierung. So sind heute alle Klassenräume mit einheitlichen, digitalen Tafeln ausgestattet, jede Schülerin und jeder Schüler hat die Möglichkeit, ein Tablet auszuleihen. „Ich glaube, keine Schule in Rheinland-Pfalz ist besser mit Hardware ausgestattet als das Mittelrhein-Gymnasium“, bestätigte Thomas Wolff. Der Vorsitzende des örtlichen Personalrates nannte dennoch die Digitalisierung einen nicht immer einfachen Weg. Der Oberstudienrat, der von Beginn an zum Kollegium der Schule gehörte, führte das hohe Ansehen von Heck-Ritter auf deren offene, unmittelbare und nahe Art zurück: „Wir konnten auf Augenhöhe alles besprechen“, sagte Wolff. Auch den Weg durch Corona habe Heck-Ritter „sehr gut gemeistert“. Und: „Von Anfang an haben wir viel gelacht“, erinnerte sich der Wegbegleiter.

Von guter Stimmung, echter Teamarbeit und Offenheit berichteten auch die stellvertretenden Leiter des Mittelrhein-Gymnasiums, Dirk Mittelberg und Stefan Schneider. In einem kurzen Rückblick zeigten die Studiendirektoren in Bildern, wie die Schule erwachsen wurde. „Frau Heck-Ritter war immer mitten drin, ihr Büro die Schaltzentrale, sie hatte Visionen, ließ aber auch andere Ideen zu“, erklärte Mittelberg, der durch die Feier führte.

Dass Klaudia Heck-Ritters beruflicher Weg in eine Schule führen würde, war wenig überraschend: Die Tochter eines Rektors aus Heimbach / Nahe absolvierte nach ihrem Abitur am Andernacher Bertha-von-Suttner-Gymnasium ihr Sport- und Geographiestudium für das Lehramt an Gymnasien in Mainz. Nach dem Referendariat in Koblenz sammelte sie als angehende Lehrerin in Bad Neuenahr / Ahrweiler „wichtige Erfahrungen“ in einem Unternehmen der Sportbranche, um schulische Herausforderungen „mehrdimensional lösen zu können“, wie Andrea Becker von der ADD betonte. 1988 kehrte Heck-Ritter an das Bertha-von-Suttner-Gymnasium zurück, wurde ein Jahr später zur Beamtin auf Lebenszeit berufen und zur Oberstudienrätin ernannt. 2003 wurde sie Orientierungsstufenleiterin und wechselte 2009 nach Mülheim-Kärlich. Becker, deren Vorgänger Immel bis Mai 2022 das Mittelrhein-Gymnasium begleitete, bescheinigte Heck-Ritter „hervorragendes Einfühlungsvermögen und kreativen Aktionismus“. Sie stelle stets die Schülerschaft in den Mittelpunkt.

Das bestätigte Gerhard Müller, Rektor der Realschule plus an der Römervilla und „kleiner Bruder“ im Schulzentrum Mülheim-Kärlich. Ebenso wie Schülersprecher Nick Quint und Schulelternsprecher Christian Reif dankte Müller für das stets offene Ohr und freundschaftliche Miteinander. Welch reges Schulleben am Mittelrhein-Gymnasium außerhalb des Unterrichts stattfindet, bewiesen die Musik- und Tanzbeiträge: Die Stücke des Streichensembles verwiesen auf das Zertifikat Europaschule, ein Herzensanliegen von Heck-Ritter. Der Oberstufenchor intonierte ein französisches Lied, das seinerzeit auf der ersten Feier des Mittelrhein-Gymnasiums zu hören war, Lehrer- und Oberstufenchor traten auf und die Tanzgruppe HerzTerz zeigte beinah akrobatische Einlagen. Sichtlich ergriffen sagte Heck-Ritter: „Das Schiff Mittelrhein-Gymnasium muss neue Segel setzen, es ist Zeit, Platz zu machen für einen neuen Kapitän!“