Die Verbandsgemeinde Weißenthurm hat im vergangenen Jahr erfolgreich die Förderung der hausärztlichen Versorgung in den beiden Städten und fünf Ortsgemeinden gestartet. 2020 stellte die Verwaltung 40.000 Euro für die Förderung von Weiterbildungsassistenten, Modernisierungsmaßnahmen und Praxisübernahmen bereit. Um die flächendeckende Ärzteversorgung auch zukünftig nachhaltig ausbauen zu können, hat der Verbandsgemeinderat beschlossen, das Programm auf Fachärzte auszuweiten. Im Haushalt 2021 sind für die medizinische Förderung 80.000 Euro vorgesehen.
Anja Klinghuber ist Hausärztin in Bassenheim. 2014 hat die Internistin die Praxis des im Jahr zuvor verstorbenen Allgemeinmediziners Dr. Hans-Walter Schürmann übernommen. Damals war die ehemalige Bundeswehrangehörige eigentlich auf der Suche nach einem neuen Zuhause für ihre Familie und wurde in Bassenheim fündig: „Mein Mann und ich haben uns sofort in das Haus verliebt“, schildert die 42-Jährige. Als sich wenig später die Gelegenheit ergab, den örtlichen Arztsitz weiterzuführen, entschied sich das Medizinerpaar für die Nachfolge des früheren Bassenheimer Hausarztes. Schnell stellte sich heraus, dass die Praxis zu wenig Platz bot. Klinghuber behandelt über 1500 Patienten im Quartal. 2017 zog die Ärztin mit ihrem Team in die jetzigen Räume an der Mayener Straße.
Die Ausstattung der Praxis im Lindenhof war in die Jahre gekommen. Als die Verbandsgemeinde Weißenthurm im vergangenen Jahr die Förderung von Hausärzten anbot, nutzte Klinghuber die Unterstützung: „Wir haben die Praxis so umgebaut, dass ein weiteres Arztzimmer, zusätzlich ein Labor und ein Raum für das Personal entstanden sind“, schildert die zweifache Mutter. Mit dem Fördergeld der VG konnte die Ärztin zudem ein neues Ultraschallgerät anschaffen. Außerdem plante Klinghuber, Weiterbildungsassistenten einzustellen: Nach dem Abschluss ihres Studiums erlangen Ärzte ihre Fachkenntnisse neben einer zweijährigen Tätigkeit an einer Klinik im Rahmen einer Assistenz in einer Praxis. „Die Förderung der Verbandsgemeinde kam genau zur richtigen Zeit“, schildert Klinghuber. So konnte sie einer jungen Ärztin einen finanziellen Anreiz bieten, den Weiterbildungsabschnitt in ihrer Bassenheimer Praxis zu absolvieren. „Im ländlichen Bereich kommen derzeit wenig junge Medizinerinnen oder Mediziner nach, daher ist es hilfreich, wenn die Verwaltung einen Anstoß für deren Niederlassung dort gibt“, findet die Medizinerin. Gerade auch die Modernisierung von Praxen sei ein wichtiges Thema. Vielerorts bedürften nicht nur medizinische Geräte, sondern auch die Verwaltungssysteme einer Erneuerung: „Noch nicht überall sind die Abläufe digitalisiert oder die Software ist nicht auf dem aktuellsten Stand“, weiß die Hausärztin. Insgesamt könne die Förderung der Verbandsgemeinde nicht nur Impulse geben, in bestehende Praxen zu investieren, sondern auch über die Unterstützung der Weiterbildungsassistenten den Weg für Praxis-Übernahme ebnen: „Im Idealfall entscheiden sich die jungen Ärztinnen oder Ärzte, nach der Weiterbildung zu bleiben, und sorgen so für einen sehr guten Übergang, der sowohl Arzt wie Patienten zu Gute kommt“. Dass die Verbandsgemeinde Weißenthurm die Förderung in diesem Jahr auch auf die Fachärzte ausweitet, begrüßt Klinghuber: „Diese Unterstützung hilft dem Ziel, Ärztinnen und Ärzte auf das Land zu holen, sie hier sesshaft werden zu lassen“, ist sie überzeugt.
Für die Verwaltung steht fest, dass die flächendeckende ärztliche Versorgung ein entscheidender Standortfaktor ist. Angesichts der demografischen Entwicklung, die das Durchschnittsalter der Bevölkerung und damit den Bedarf an hausärztlicher Versorgung steigen lässt, und gleichzeitig dem hohen Durchschnittsalter der Hausärzte könnten viele Praxen vakant werden. Ähnliches gilt für Fachärzte. „Hier setzen wir an und wollen dazu beitragen, eine bedarfsgerechte, ärztliche Versorgung in der VG sicherzustellen“, betont der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weißenthurm, Thomas Przybylla. Ab sofort können Fachärzte in der VG Förderanträge bei der Verwaltung stellen.